Ein Jahr Corona: Was hat das mit den Menschen gemacht?
Die Corona-Pandemie gehört seit einem Jahr zu unserem Alltag. Viele von uns sind an ihrer Belastungsgrenze. Die Herausforderungen sind vielfältig und eine tragbare Perspektive noch nicht wirklich in Sicht. So lange die große Mehrheit noch nicht geimpft ist, bleibt uns erst einmal nur die Distanz. Und das bedeutet, eine harte „Ein- oder Zweisamkeit“ wird uns noch die nächsten Monate begleiten. Einen Hoffnungsschimmer gibt es dabei doch: wir rennen gegen die Impffrequenzen an. In dem Barometer bewegen wir uns und so können wir davon ausgehen, dass der Herbst uns alle wieder viel freier leben lassen wird.
Rückblick – März 2020
Als im März 2020 die ganze Dimension der Corona-Problematik Deutschland erreicht hatte, wusste noch niemand so recht, dass es nur der Anfang sein würde. Schulen und Kitas wurden geschlossen, der Einzelhandel begrenzt, sämtliche Veranstaltungen abgesagt. Und wir Menschen, soziale Wesen, schränkten unsere Kontakte weitgehend ein. Das Prinzip hieß: Flatten the curve. Nun gelang es, die Zahl der Corona Neuinfektionen zu reduzieren. Aber jetzt nach exakt 12 Monaten stehen wir gefühlt wieder am Anfang. Wie gelingt es uns, trotzdem in unserer Kraft zu bleiben oder wieder dahin zurückzukommen?
Wie uns der Virus verunsichert hat
Heute, ein ganzes Jahr später, sind wir alle irgendwo zwischen Mut und Erschöpfung, zwischen Durchhalten und Aufgeben, zwischen Lachen und Weinen. Mitten in der dritten Welle sind wir aktuell wieder im Lockdown, wie schon seit mehreren Monaten. Das Karussell aus Beschränkungen und Hoffnungsschimmern dreht sich weiter. Chancen sehen in der Krise? Für viele Menschen zurzeit noch immer undenkbar. Einigen Branchen fehlt mehr und mehr der finanzielle und mentale Atem. Was die meisten vermissen, ist eine Perspektive. Eine, die uns in etwa sagen kann: wann wird dieser Spuk endlich vorbei sein?
Die negativen und positiven Facetten sehen
Schaut man sich Zahlen zum Jahr 2020 an, lässt sich ein ähnlich undifferenziertes Bild erkennen. Im zweiten Quartal brach das BIP Deutschlands im Vergleich zum 1. Quartal um etwa 10,1 % ein – historisch. Kinder in einkommensschwachen Familien bleiben durch Schulschließungen in mehrfacher Hinsicht auf der Strecke – fatal.
Auf der anderen Seite gab es im ersten Halbjahr 2020 so wenig Unfälle im Straßenverkehr wie seit 1990 nicht mehr. Fahrräder und die emissionsarme Fortbewegung erfuhren einen Boom. Wow – good news, die Natur hat sich erfreulicherweise positiv regeneriert. Und die Grippesaison 2020/2021 ist laut Daten des Robert-Koch-Instituts nahezu ausgefallen.
[Kontakt zu Anja Deilmann]
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Was die Krise durch Corona heute für Spuren hinterlassen hat, lässt sich nicht verallgemeinern. Zu unterschiedlich ist die Betroffenheit der Menschen, die Härte der Einschränkungen, die Fähigkeit, aus der Krise zu lernen. Ich habe sechs Menschen nach ihrem ganz persönlichen Corona-Jahr gefragt, die versuchen, gestärkt aus der Krisenzeit hervorzugehen.
Vielen Dank allen an dieser Stelle für die ehrlichen und offenen Worte!
Ich habe mir tatsächlich abgewöhnt, mir einen genauen Zeitpunkt für das Ende von Corona vorzustellen“
Als ich Frank frage, wann er sich ganz besonders seine persönliche Sorglosigkeit von vor Corona zurückwünsche, antwortet er: „Am meisten fehlt mir das Treffen mit Freunden und Teile der Familie. Dazu kommt: Ich spiele leidenschaftlich gerne Schlagzeug und habe mich vor Corona regelmäßig mit meiner Band zum Musik machen getroffen. Das geht alles derzeit nicht und das fehlt schon sehr.“
Und auch Konzertbesuche und überhaupt, das unbeschwerte Rausgehen seien große Einschränkungen für ihn.
Durch die Corona-Krise hat sich unsere Sprache ganz gewaltig verändert. Wir lesen heute von der „Angst vor noch mehr Mutanten“, „illegale Geburtstagspartys“ und benutzen das Wort „Lockdown“, als würde es schon ewig zu unserem Wortschatz zählen. „Am meisten stößt mir aber die Spaltung der Gesellschaft auf.“ Frank Probst resümiert: „Ein wenig mehr „wir“ als „ich“ fände ich in diesen Zeiten angebracht und wünschenswert für uns alle“.
Wie sich sein Leben im letzten Jahr verändert habe, möchte ich wissen. „Tatsächlich muss ich sagen, dass es mir und meiner Familie den Umständen entsprechend sehr gut geht. Gesundheitlich haben wir bisher keine Probleme gehabt, toi toi toi.“
Mit seiner Tätigkeit als Gründungsberater & Businesscoach sei er in einem Bereich tätig, der nicht durch die Maßnahmen betroffen war. Er konnte also zu jedem Zeitpunkt arbeiten und dabei so vielen anderen Gründern und Unternehmern helfen, etwas besser durch die Krise zu kommen.
Bei allen Schwierigkeiten, Höhen und Tiefen dieser für jeden sehr unterschiedlich empfundenen Krise, kann Frank Probst auch Positives erkennen:
„Viele haben Chancen für sich erkannt und was draus gemacht. Das finde ich stark. Auch ich habe mich mit meinem Business noch mal extrem weiterentwickelt und Prozesse vorangetrieben. Und eins habe ich wieder gespürt, was wirklich zählt im Leben und dass nicht alles immer einfach so selbstverständlich ist, wie wir manchmal so meinen.“
Auf die Frage, wann und wie wir alle seiner Meinung nach diese belastende Zeit überstanden haben werden, sagt er, dass er sich tatsächlich in dem vergangenen Jahr abgewöhnt habe, einen genauen Zeitpunkt für das Ende von Corona vorzustellen. Derzeit gäbe es noch zu viele Herausforderungen, die wir als Gesellschaft im Kampf gegen die Pandemie meistern müssen. Er vermutet eher, wie die Mehrheit der Menschen auch, dass es noch etwas andauern wird und noch eine gewisse Zeit weiter auf und ab gehen wird. Aber langsam käme bei ihm auch etwas wie Zuversicht auf, so allmählich würde es ja besser werden, meint der Unternehmensberater.
Abschließend sei er glücklich damit, dass ihm der Zusammenhalt in der Familie die nötige Kraft gibt. Das zusammen Rausgehen an die frische Luft, mit dem Hund spazieren gehen und natürlich ab und an das Austoben am Schlagzeug fülle seine Akkus wieder auf. Und dabei freut er sich sehr, wenn die wärmere Zeit wieder kommt und man noch mehr nach draußen kann.
Ich bin viel achtsamer geworden, was die Natur und meinen Körper angeht
Dr. Elizabeth Schlüssel (54) ist Dozentin an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Ihre jüngste Tochter macht gerade Abitur, die drei älteren Kinder studieren. Neben der sportlichen Betätigung fehlen ihr vor allem die Chorproben und die Selbstverständlichkeit, Verwandte und Freunde zu besuchen.
„Für meine Kinder tut es mir besonders leid. Sie müssen auf alles verzichten, was die Jugend und das Studentenleben ausmacht“, resümiert die Kölnerin. Ihr eigenes Leben sei viel ruhiger und nicht mehr so bunt wie zuvor, aber auch deutlich stressreduzierter. „Ich habe viel häufiger schöne Gespräche mit meinen Kindern, die im Alltagstrott nicht stattgefunden hätten. Das ist für mich ein großes Geschenk. Außerdem schlafe ich besser und spüre deutlich weniger Hektik in meinem Leben.“
Im Job habe sie keine gravierenden Einschnitte, erzählt Elizabeth Schlüssel. „Ich kann meine Tätigkeit weiterhin online ausüben und muss nicht auf mein Gehalt verzichten. Beruflich habe ich in der Corona-Zeit sehr viel dazu gelernt, was den Online-Unterricht angeht. Was mir aber fehlt, ist der direkte Kontakt zu Kollegen und zu meinen Studenten.“
Kaum noch Begegnungen mit ihren Kollegen zu haben, weil es nichts anderes mehr als online zu unterrichten gibt, bedauert die Hochschuldozentin sehr. Dazu zähle selbstverständlich auch der unmittelbare Umgang mit ihren Studenten, der ihr komplett fehle, betont sie gleichermaßen.
Als Alleinerziehende habe sich ihr Leben im Laufe des Coronajahres organisatorisch sehr entspannt. Die Töchter müssten nicht mehr von A nach B gefahren oder abgeholt werden, Abendtermine gäbe es auch keine mehr, so sei sie auch nicht mehr in Hektik. So einfach sei die Ruheformel. Die Koordination eines gesamten Familienhaushaltes plus einem Fulltimejob an der Universität erfordere ein gut laufendes Selbstmanagement. Was mal besser und mal schlechter gelingt…
Und dann erzählt sie mir von etwas Erfreulichem: Manche privaten Verbindungen, für die in den Jahren zuvor kein Raum gewesen sei, habe sie trotz Kontaktbeschränkungen sogar vertiefen können.
„Ich treffe mich ein bis zwei Mal im Monat mit einem guten Freund, um Cello-Klavier-Duette zu spielen. Vor Corona waren wir beide beruflich so einspannt, dass wir uns höchstens zweimal im Jahr trafen, um zu musizieren. Jetzt haben wir uns vorgenommen, nach Corona ein Konzert zu geben.“
Der Folgen der Coronavirus-Pandemie für die Gesellschaft sei sie sich trotz ihrer persönlich weniger prekären Situation sehr bewusst.
„Die sind überwiegend negativ und das ist äußerst traurig.“ Sie selbst blende die Nachrichten teils bewusst aus – auch weil sie die Nutzung der Corona-bedingten Begrifflichkeiten als Muttersprachlerin Englisch mittlerweile „unheimlich nervig“ findet. „Unsere Sprache wird derzeit überschwemmt mit Pseudoanglizismen. Home Office, Lockdown, Social Distancing – dafür gäbe es sicher auch deutsche Begriffe, die nicht so gedankenlos genutzt würden.“
Elizabeth Schlüssel erzählt noch von einem Thema, das sie im Unterricht behandele, hier geht es um Depressionen bei Studenten. Aus dem Unterricht vom letzten Semester sei ein Projekt entstanden, in dem es um die Akzeptanz und Entstigmatisierung von psychischen Störungen unter Studenten ginge, erklärt sie. Denn der Bedarf an psychologischer Beratung nimmt zu, wie ich einer Studie des Deutschen Studentenwerkes entnehme. Auch sie bieten soziale, wirtschaftliche und psychologische Beratungen an.
„Meine Seminarteilnehmer haben ganz offen über das Problem gesprochen und hieraus wird jetzt eine Art Selbsthilfegruppe von Studenten für Studenten entstehen.“ Jedoch, so die Dozentin, sehe sie auch die erheblichen Folgen der Pandemie für die Gesellschaft, die empfinde sie als negativ und äußerst traurig.
Nur die Umwelt habe stark davon profitiert und das sei besonders erfreulich, dass man sehen kann, wie die Natur sich in diesem Jahr stark erholt habe. Des einen Leid ist des anderen Wohl.
Man wächst in diese Situation hinein und hält durch – weil man keine Wahl hat
Für Jule Rossberg (41) und ihre Familie aus Bergisch-Gladbach brachte die Corona-Zeit von Beginn an große Herausforderungen mit sich. Die Teamassistentin und ihr Mann betreuen neben der Arbeit ihre beiden Töchter (7 und 4). Auf ihrem privaten Blog www.chaosandqueen.de sind in den letzten Monaten zu Themen des Familienalltags auch kreative Ideen und Ausflugstipps im Bergischen Land hinzugekommen.
“Homeschooling ist für mich das Unwort des Jahres 2020”, erklärt uns die Bloggerin. „Daneben Arbeit, Haushalt, Ehefrau sein und ein Kita-Kind betreuen. Diese Belastung empfinde ich trotz der Hilfe meines Mannes an allen Ecken und Kanten als enorm.“ Beide sehen es als großes Glück, ihre Jobs trotz der Krise weiter ausüben zu können. Doch die Stimmung schwanke ständig zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt.
„Die Hauptproblematik war und ist die Betreuung der Kinder und die Organisation des Ganzen. Dazu kommen die Sorgen um das Befinden meiner Kinder. Meine eigenen Wünsche stehen zurzeit eher hintenan.“
Dabei sind diese Wünsche und Bedürfnisse nicht minder wichtig: das Beisammensein mit den Eltern, Freunde treffen, Umarmungen – all das fehle derzeit. „Aber ich finde, wir Erwachsenen können das besser kompensieren. Ich habe zum Beispiel meine sportlichen Aktivitäten beibehalten. Ich laufe extrem viel und mache Workouts zu Hause.
All das tut mir extrem gut und hilft mir enorm durch diese Zeit.“
Es gibt auch Positives, was sie den diversen Lockdowns abgewinnen kann.
Jule Rossberg sieht neben aller Belastung, in die sie hineingewachsen ist, auch positive Veränderungen innerhalb des letzten Jahres: „Ich denke, die Lockdowns haben einem gezeigt, welche Dinge Luxus sind und welche Dinge man wirklich braucht. Unsere Kinder sind extrem zusammengewachsen in der Zeit. Das finde ich sehr bemerkenswert und spannend zu beobachten. Wir haben viel mehr gemeinsame Zeit und lernen, Dinge wieder wertzuschätzen. Als Familie möchten wir zum Beispiel beibehalten, regelmäßig Familienausflüge zu machen – nur zu viert.“
Ein Licht am Ende des Tunnels sieht die zweifache Mutter nur bedingt. Zu schleppend laufe der Fortschritt bei den Impfungen, zu viele schlechte Nachrichten gebe es nach wie vor. Vor allem für ihre Kinder wünscht sich Jule die Normalität zurück: „Ich hoffe, dass ihnen nicht noch mehr Lebensjahre Pandemie bevorstehen. Wir können einfach nur durchhalten und unser Bestes geben, dass sie diese Zeit möglichst unbeschadet überstehen.“
Jammern wäre eine Frechheit denen gegenüber, die wirklich unter der Pandemie leiden
Drei Kinder im Teenager-Alter sitzen bei Martin Nitsche und seiner Frau im Hamburger Speckgürtel mit am Tisch. Der Familienvater ist selbstständig mit eigener Firma und Mitarbeitern, die über die ganze Welt verteilt sind. Dass das Unternehmen seit fast 10 Jahren virtuell unterwegs ist, kommt ihm in diesen Zeiten zugute.
Natürlich gebe es Dinge, die ihm fehlen – beispielsweise die Möglichkeit, zu reisen. Auch der persönliche Dialog mit Menschen sei beruflich wie privat ein schmerzlicher Verzicht. Und doch betrachtet er die Dinge gern in Relation: „Vieles geht im Moment nicht oder nur mit deutlichen Einschränkungen. Aber relativ gesehen, geht es unserem 5-Personen-Haushalt besser als der großen Mehrheit. Wir sind zu Hause technisch optimal ausgestattet, haben ein Haus und die Natur vor der Tür. Es wäre mir peinlich, mich zu beschweren.“
Auch in der gesamten Problematik rund um das Coronavirus findet Martin Nitsche eine positive Facette. So sei es ein großes Glück, dass wir erst jetzt damit zu kämpfen haben. „Stellen wir uns doch mal kurz vor, das Virus wäre 10 Jahre früher gekommen. In einer Welt ohne Smartphone, Videokonferenzen, ohne eine Genforschung, die innerhalb eines Jahres 5 Impfstoffe hervorgebracht hat. Hätten wir dann diese Pandemie genauso gut bewältigt, wie wir das jetzt – trotz aller Probleme – tun?“
Er selbst setzt zum Ausgleich und zum Durchatmen auf Bewegung an der frischen Luft. „Joggen geht immer. Ich hoffe nur, dass ich nicht auch noch beim Joggen in der freien Natur eine Maske tragen soll.“
Solche und andere politische Entscheidungen sieht der Hamburger nicht nur als ärgerlich, sondern auch als unklug. So halte er das Wort Impfprivilegien für eine bewusste Falschaussage. „Dass derzeit meine Grundrechte eingeschränkt sind, damit kann ich vorübergehend leben. Sobald aber klar ist, dass ich als Geimpfter keine Gefahr mehr für andere darstelle, erhalte ich doch hoffentlich mein Recht zurück. Das ist keineswegs ein Privileg oder ein großzügiges Geschenk, wie manche Politiker es immer wieder suggerieren.“
Was die Zukunft angeht, ist er sehr zuversichtlich:
„Spätestens im Herbst dieses Jahres werden wir, trotz des sehr weitgehenden Versagens der EU und des deutschen Föderalismus, soweit geimpft sein, dass wir uns wieder sehen werden. Und ich freue mich schon jetzt auf die ersten persönlichen Treffen im kleinen und großen Rahmen!“
Ich glaube, im Laufe des Sommers wird es immer besser werden
Ute Blindert schaut optimistisch in die Welt – auch jetzt. Die Kölnerin berät Unternehmen beim Thema Netzwerken und Kundengewinnung in digitalen Zeiten. Seit Januar 2021 bietet sie mit ihrem Netzwerkbooster-Club Inhalte und Unterstützung für Einzelunternehmer und kleine Unternehmen an.
Kleine Öffnungen und Fenster ließen sich in ihren Augen in jedem Tunnel finden, erzählt mir die Unternehmerin. Sie frage sich deshalb ständig: Was kann ich tun? „Ich glaube an die Kraft des WIR. Deshalb habe ich ja auch das Netzwerkbooster-Event ins Leben gerufen, bei dem sich Selbständige, Freiberufler und Unternehmer:innen vernetzen, gegenseitig helfen und ordentlich sichtbar werden können. Ich glaube, dass die Welt durch Netzwerken zu einem besseren Ort werden kann“, erklärt Ute Blindert.
Dass sie in der Zeit dieser Krise neue berufliche Perspektiven schaffen kann, sieht sie als großes Glück: „Ich hatte vorher schon viel digitalisiert und habe das noch verstärkt. Ich bin jetzt viel fokussierter und weiß, dass ich auf dem richtigen Weg bin. 2020 war nicht so stark wie die Jahre zuvor, aber auch kein Totalverlust.“
Wichtiger sei ihr ohnehin die Familie. In den vergangenen Monaten seien alle enger aneinander gerückt, es werde viel miteinander gesprochen. „Natürlich sind Treffen weniger unbeschwert. Aber ich bin sehr froh, bald meine Mama wieder unbesorgt besuchen zu können, nachdem sie inzwischen ihre Impfung bekommen hat.“
Allerdings, wenn sie noch mal in sich geht, fehlen ihr ganz arg die tollen Begegnungen mit Menschen aus dem beruflichen Umfeld wie Konferenzen, BarCamps oder Netzwerktreffen, zum Beispiel aus ihrem Netzwerk der Digital Media Women. Einiges gäbe es zwar online, aber das ersetzt bei weitem nicht das persönliche Treffen.
Kraft tankt Ute Blindert im Wald und bei der täglichen Meditation. Doch auch sie kommt nicht ohne Verzicht aus. „Am meisten vermisse ich mein Schwimmen, das geht mir wirklich an die Nieren – und ich habe auch noch keinen richtigen Ersatz gefunden.“
Gefährlich finde sie dieser Tage die Vermischung von Reichsbürgern und Corona-Leugnern, wenn es um die Pandemie-Themen geht. Wichtig sei ihr dabei vor allem, dass Menschen nicht auf der Strecke bleiben, die nicht so viele Ressourcen haben. „Das dürfen wir nicht einfach übersehen. Insgesamt bin ich aber zuversichtlich, was die Zukunft betrifft“, erzählt mir die begeisterte Schwimmerin.
Als Selbstständige weiß ich, wie hart es ist, wenn alles Angesparte in dieser Zeit aufgebraucht ist und Schulden entstanden sind
Tanja Schramm ist geschäftsführende Gesellschafterin des Netzwerks MEET GERMANY, das über 1200 Firmen im deutschsprachigen Raum vereint. Als Organisatorin von Veranstaltungen in ganz Deutschland steht sie mit ihrem achtköpfigen Team derzeit vor keiner leichten Aufgabe. Mit zwei Töchtern lebt sie alleinerziehend in Berlin.
„Privat wie beruflich vermisse ich derzeit Planungssicherheit. Können unsere Events wie geplant stattfinden? Können meine Eltern mit ihren Enkelinnen nach Ostern verreisen? Neben dem unbeschwerten Miteinander mit meiner Familie fehlt mir das sehr“, schreibt mir die CEO. Grundsätzlich sei sie aber eher ein sehr positiver Mensch mit hohem Resilienzfaktor. Sie könne sich deshalb schnell auf neue Situationen einstellen und das Beste daraus machen – in der Corona-Krise ein klarer Vorteil.
Persönlich belaste sie die Situation nicht so stark – auch weil das Einkommen sich bisher nicht verändert habe. Die Arbeit im Netzwerk sei in den letzten Monaten um Meilen vorangeschritten. „Unser Netzwerk hat sich verdoppelt und das Team ist topmotiviert. Die Gesellschaft ist viel digitaler geworden. Dinge, die vor einem Jahr schwer realisierbar gewesen wären, sind jetzt umsetzbar – wie z.B. virtuelle Netzwerkveranstaltungen in der D-A-CH-Region.“ Hinzu komme, dass sie privat die Zeit mit ihren beiden Kindern (14 und 8) sehr genieße. „Wir haben uns wunderbare Rituale geschaffen. Zum Beispiel haben wir uns vorgenommen, 2x in der Woche Just Dance zu machen. Die neue CD ist schon bestellt.“
Sie selbst komme manchmal etwas zu kurz dieser Tage. „Entweder ich arbeite oder ich verbringe Zeit mit meinen Kindern. Ich versuche aber, auch den Austausch mit Bekannten, Kollegen, Freunden und Partnern zu pflegen“, berichtet Tanja Schramm. Hoffnung sieht sie für das zweite Quartal 2021, wenn die Regularien sukzessive gelockert werden. „Corona wird uns noch eine Weile begleiten, doch ich halte die Situation für endlich.
Ich denke, wir werden dieses und auch nächstes Jahr noch mit Einschränkungen leben müssen. Aber wenn sich jetzt die Regierung bewegt, nach und nach Restaurants und Hotels auf lange Sicht wieder öffnen lässt und Veranstaltungen erlaubt, dann wird sich hoffentlich die gesamte Branche bald wieder erholen.“
Mein Fazit
Wer mich kennt weiß, dass ich durch und durch Optimistin bin. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass wir hier inzwischen nicht mehr nur über ein Jahr einer einzigen Solo-Ausnahme sprechen können, sondern von einer Grundentwicklung, wohin die Reise in Zukunft pandemisch gehen wird, will ich diese für die Kinder und Kindeskinder wahrlich nicht schwarz malen. Viel mehr erkenne ich – auch und gerade im Gespräch mit meinen Klienten -, wie wenig wir eigentlich darüber wissen, was das folgenreiche Virengeschehen mit uns nach führenden Expertenmeinungen künftig beruflich, psychisch, gesundheitlich und gesellschaftlich machen wird.
Auch wenn mir meine Interviewgäste nahezu alle gesagt haben, dass es ihnen so schlecht unter dem Strich gar nicht ginge, dass die Lage für Ärzte, für das Pflegepersonal, für wirklich gesundheitlich Betroffene, für die brachliegende Gastronomie und die Kultur, dem Einzelhandel, für alte Menschen und vereinsamte Singles doch viel viel schlimmer sei, so merke ich auch, dass sie in Teilen ihre eigene Belastung eher unbetont und klein gehalten haben. Das hat mich erstaunt.
Und das hat Gründe. Denn Menschen neigen dazu, sich zu vergleichen. Denn wenn sie den direkten Vergleich zu den gerade Genannten heranziehen, geht es ihnen faktisch auf den ersten Blick tatsächlich besser. Aber nur so lange, bis sie nachts in ihre Kissen schnaufen.
Die Wissenschaft weiß beispielsweise, dass es so etwas wie ein immer positiv gestimmtes, antrainiertes Mindset gibt, einen „zwanghaften“ Optimismus, immer nur das Positive in allem zu sehen. Psychologen nennen das Phänomen „Toxic Positivity“.
Das Fazit hieraus ist: Es gibt nicht nur „good vibes only!“ Dies vermittle ich meinen Kienten im Gespräch immer und immer wieder. Es ist nicht hilfreich und zielführend zu glauben, man sei ja – im Vergleich – viel besser dran als XY, die Pflegekraft, der Lehrer, die Kurzarbeiterin etc. Es ist erlaubt, auch die negativen Dinge aus einer Sache herauszuziehen und diese zu äußern.
Hand aufs Herz: wer ist denn zufrieden mit dem politischen Ruderkurs, der Zickzack-Richtung in den diversen Lockdown-Monaten? Wer hat nicht inzwischen bald endgültig das Vertrauen in die Menschen verloren, die wir mal gewählt haben? Wie lange kann ich akzeptieren, dass eine Lage so ist, wie sie ist? Dass der Digitalunterricht an den Schulen auch nach einem Jahr mit erheblichen, hinterweltlichen Einschränkungen, wenn überhaupt, nur läuft?
Wer kann von sich behaupten, dass er den Dreiklang „Kinder-Homeoffice-Schulschließung“ Klasse und ganz praktikabel fand? Und die Distanz zu den eigenen Eltern, die Distanz von Enkeln zu Oma & Opa auch? Wie oft wird mir das in der Vergangenheit alles zu klein geredet, was den Stand der Dinge so alles normalisiert, was aber bei weitem nicht normal ist. Wir haben gelernt, diese Misstände als gegeben hinzunehmen. Wir sind aber keine Schafe in einer Schafherde.
Wenn wir im Coaching an diesen Punkt kommen, dann kommt schnell die andere Hälfte der Wahrheit ans Licht.
Dann zeigt sich …
Dass nämlich vielen, – oft Frauen in der Dreifachbelastung -, der Durchhalteoptimismus der letzten Monate doch echte Probleme bereitet und das ihnen das langsam in Wirklichkeit auch ordentlich auf den Senkel geht.
Dass wiederum das Unterdrücken dieser negativen Gefühlen erneut weiteren Stress auslöst.
Und dass ihnen ihr antrainierter Mindset-Optimismus gleich wieder alles relativiert, weil das schlechte Gewissen auf der Schulter leise ins Ohr flüstert: „Komm, stell‘ dich nicht so an. Es gibt Schlimmeres und es gibt Menschen, die dürfen wirklich jammern. Du aber nicht.“ Wichtig hierbei ist: Die Sorgen werden nicht kleiner oder weniger, nur weil es Menschen mit viel größeren Sorgen gibt!
In Wahrheit zeigt es, wie sehr uns der Blick auf die Sachen, über die wir uns heftig beklagen müssten, dann versperrt ist, weil plötzlich das schlechte Gewissen regiert, das sei ja ansonten alles „Jammern auf hohem Niveau.“ Also lassen wir es schön bleiben.
Ich habe mir lange lange die Frage gestellt: Stellt Corona von nun an unser Leben wirklich auf den Kopf?
Ja. Ganz klar, ja.
Meiner Meinung nach sind wir gerade am Beginn eines pandemischen Zeitalters. Corona und daraus resultierende Mutanten werden vermutlich unsere Zukunft sein. Wir stehen erst am Anfang einer völlig neuen Herausforderung. Politisch gesehen, gesellschaftlich, ethisch, moralisch und wirtschaftlich, erst recht pandemisch, weil völlig ungewiss.
Zwei Dinge werden die Welt künftig enorm bewegen:
1. das Pandemiegeschehen mit neuen Varianten und das aus meiner Sicht noch viel viel größere Thema,
2. die Kli-ma-ka-tas-tro-phe. Beide Themen gleichermaßen.
Wir haben diesem Planeten eine gewaltige Klimakrise bescherrt. Viren gehen genau aus dieser hervor. Überall hin. In-24-Stunden,-rund-um-die-Welt. Es ist nicht die letzte Pandemie, es ist die erste, die uns erreicht hat.
Mein Learning in diesem letzten Jahr
Spätestens dieses Jahr wird klar, Sicherheit kannst du nur in dir selbst finden. Hör‘ auf, demütig auf dein „eigenes Glück“ zu gucken, hör‘ auf zu sagen, es hätte alles schlimmer kommen können.
Wir dürfen uns nicht damit begnügen, dass das eigene Homeoffice ein idealer Arbeitsort ist, dass Internetleitungen bedingt stabil und nur irgendwie akzeptabel sind, dass der digitale Schub in den schicksten IT-Buden zwar bestens funktioniert, aber nicht im Altenheim (ja, es gibt die Menschen, die ein iPad bedienen können) und nicht in den Schulen flächendeckend, dass es immer noch zu wenig Luftfilter in den Klassenräumen und Kitas der Kinder gibt.
And last but not least, dass der Impfstoff, der in Deutschland erfunden wurde (!!!), in anderen Ländern zu satten Impfergebnissen innerhalb einer perfekten Impfstrategie führt und wir dafür bei nach wie vor unter 10% der Bevölkerung liegen und dabei nur dumm aus der Wäsche gucken dürfen?
What???
Wie bist du durch das letzte Jahr gekommen?
Es sind nur wenige Beispiele von vielen, doch eines lässt sich deutlich erkennen: Eine hohes Maß an Resilienz hilft bei der Bewältigung von Krisenzeiten und den sehr aufwühlenden Themen, die uns alle zu Recht bewegen. Resilienz ist die Superpower in unserem Körper für so vieles und im Zusammenspiel wirkt sie hervorragend.
Bist du resilient? Erzähle mir, ob dein Glas halb voll ist oder eher halb leer – und wie du es inzwischen in diesem ganz besonderen Corona-Jahr wieder aufgefüllt hast.
Sieht dein letztes Jahr komplett anders aus und die Krise hat dich beruflich voll erfasst? Dann möchte ich dir helfen, den Weg heraus zu finden. Oft hilft der objektive Blick von außen, wenn man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Veränderung ist eine Chance! Ergreif‘ sie.
Ich bin und bleibe optimistisch. Es gibt #thewayout.
Du erreichst mich zu einem kostenfreien Erstgespräch unter 0221.42914298 oder du buchst einen Termin in meinem Online-Kalender. Wir beginnen online (ZOOM, WhereBy) oder per Telefon.
Deine Autorin: Anja Deilmann
Hallo, ich bin Anja und begleite dich als systemischer Business-Coach auf deinem Weg zu deiner eigenen beruflichen Veränderung. Zu mehr Sinn in deinem Wirkungsfeld. So findest du das im Innern, was du im Außen suchst. Den neuen Job, den sicheren Umgang im beruflichen Kontext, mehr Anerkennung und Freude im Beruf. Dies führt dazu, dass du klar weißt, wohin es für dich geht und wohin sich dein Potenzial entfaltet. Veränderung ist eine Chance, die ich dir gern zeige, wenn du willst. Lass‘ uns starten.